Der Apfelwickler

Wer sich im Frühjahr 2014 auf eine reiche Obsternte freute, sah sich im Herbst bitterlich enttäuscht. Ernteausfälle bis zu 80% waren zu verzeichnen. Entweder fielen die Äpfel bereits im Mai-Juni von den Bäumen oder sie waren zur Erntezeit wurmstichig.

Hauptverursacher war der Apfelwickler. Grund genug sich mit ihm zu beschäftigen. Ursprünglich nur in Europa verbreitet hat er sich als invasive Art weltweit verbreitet und gilt in Nordamerika und China mittlerweile als größter Obstschädling.

Der Schädling überwintert als ausgewachsene Raupe in einem festen weißlichen Kokon hinter Rindenritzen. Im Frühjahr verpuppen sich die Raupen. Aufgrund der warmen Temperaturen im letzten Frühjahr schlüpfte er bereits ab Ende April und es entwickelten sich die Falter der ersten Generation. Tagsüber sitzen die Falter ruhig in der Baumkrone. Sie werden abends zur Zeit der Dämmerung aktiv wenn die Temperaturen über 15°C liegen. Während dieser Zeit erfolgt die Eiablage. Bei kühler und nasser Witterung wird die Eiablage unterbrochen. Die Eier werden einzeln auf glatte Flächen in die Nähe der Früchte abgelegt. Jedes Weibchen legt bis über 100 Eier. Die Räupchen schlüpfen, abhängig von der Temperatur, nach 8-14 Tagen. Nach kurzem Umherwandern dringen sie in die Früchte ein. Innerhalb 3-4 Wochen sind die Raupen ausgewachsen und verlassen die Frucht.

Normalerweise geht ein Teil der Raupen sofort in Winterruhe. Sie spinnen sich an geschützten Stellen an der Stammbasis oder im Bodenstreu in einem Kokon ein. Nicht aber in dem letzten so warmen Frühjahr. Je nach Temperatur und Tageslänge verpuppt sich ein großer Anteil der Raupen noch im selben Jahr. Sie ergaben ab Mitte Juli die Falter der 2. Generation. Diese legten ab Anfang August ihre Eier ab. Die sich daraus entwickelnden Raupen verursachten die Spätvermadung ab Ende August.

Wie erkenne ich ob es sich um den Apfelwickler handelt?

Nach dem Einbohren in den Apfel legt die Raupe zuerst einen feinen Spiralgang direkt unter der Fruchthaut an; dann dringt sie ins Fruchtinnere bis zum Kernhaus. Ein Befall ist auch durch den Blütenkelch möglich. Bei Apfelwicklern der 2. Generation findet man das Einbohrloch an der Seite oder in der Nähe des Fruchtstiels. Die Raupe frisst einen großen Teil des Fruchtfleisches und nagt Kernhaus und Kerne an. Dies ist ein typisches Merkmal für Apfelwicklerraupen. Die entstehenden Hohlräume sind mit feuchtem, braunem Kot gefüllt. Das Einbohrloch ist mit trockenem Kot verstopft, erntereife Früchte zeigen häufig Kotauswurf.

Bei spätem Befall bildet sich oft ein charakteristischer roter Rand um die Einbohrstelle. Die Raupe verlässt den Apfel durch eine Ausgangsöffnung, die sich häufig auf der gegenüberliegenden Seite des Einbohrlochs befindet.

Methoden zur Regulierung des Apfelwicklers

Bewußt wird der Begriff der Regulierung und nicht der Bekämpfung benutzt. Denn vollständig läßt sich der Apfelwickler nicht ausrotten und sollte er auch nicht, da er eine wichtige Funktion im Ökosystem hat.

Eine natürliche Möglichkeit zur Eindämmung des Befalls ist die Förderung von Nützlingen. Ohrwürmer fressen gerne die Eier der Obstmade, überwinternde Raupen am Stamm werden von vielen Vögeln (Meisen, Spechte,…) als Nahrungsquelle genutzt

Abgebrochene Pfähle, lose Borke und andere Versteckmöglichkeiten, die den Raupen als Überwinterungsquartier dienen können, sollten möglichst aus der Anlage entfernt werden.

Ab Juni/Juli können Obstmadenfanggürtel eingesetzt werden, die entweder kommerziell erworben oder durch die Verwendung eines Stücks Wellpappe selbst hergestellt werden können. Die Wellpappenringe werden um den Baumstamm angebracht. Die Raupen suchen die Pappe als Versteck auf und können so einfach abgesammelt werden. Wichtig ist den Wellpappering regelmäßig zu kontrollieren und die vorhandenen Raupen zu entfernen. Auf diese Weise ist zwar keine vollständige Bekämpfung des Apfelwicklers möglich, aber eine Reduktion des Befalls lässt sich erreichen. Häufig werden Leimringe zur Bekämpfung empfohlen. Da die ausgewachsenen Tiere über die Leimringe hinweg fliegen ist die Verwendung der Leimringe zur Bekämpfung des Apfelwicklers nutzlos.

Alternativ kann auch die winterliche Ruhe zum weißeln der Stämme genutzt werden. Der Kalk schützt nicht nur vor Frostrissen sondern auch vor überwinternde Obstmaden.

Auf keinen Fall sollte Fallobst mit Obstmaden der 1. Generation wie häufig gesehen als „Dünger“ am Fuß eines Obstbaumes gelagert werden. Hinzuweisen ist, dass aufgrund des sehr starken vorjährigen Befalls der diesjährige Befall je nach Klima noch stärker sein wird. Übrigens beschränkt sich der Befall, nicht wie der Name sagt auf Äpfel sondern es werden auch Birnen, Quitten, Pflaumen und viele mehr durch den Apfelwickler befallen.

2017-12-27T19:08:58+00:00